Prof. Günther Glaser

 

[aus: Stuttgarter Unikurier Nr. 92 Dezember 2003, von Friedrich Aßmus/Rainer Mohr]

(...) Am 25. April 1912 in Stuttgart geboren, studierte er nach der Schulzeit am Realgymnasium Esslingen Physik an der damaligen Technischen Hochschule Stuttgart. Nach dem Diplom promovierte er an der Universität Göttingen bei Prof. Robert W. Pohl, dem er Zeit seines Lebens verbunden blieb.
Zwischen 1936 und 1938 war Günther Glaser als Assistent an der Universität Göttingen und an der TH Stuttgart tätig, anschließend in einem Forschungslabor der Firma Bosch. Den Zweiten Weltkrieg erlebte er als Soldat.
Nach 1945 begann er seine Industrietätigkeit bei der WMF in Geislingen, um sich 1949 als Assistent Professor Erich Regeners am Physikalischen Institut der TH Stuttgart wieder der Hochschule zuzuwenden. 1953 setzte er als Leiter für Forschung und Entwicklung der Firma Junghans in Schramberg seine Industrielaufbahn fort; 1963 berief ihn die TH Stuttgart auf den Lehrstuhl für Uhrentechnik und Feinmechanik. Damit verbunden war die Leitung des Forschungsinstituts für Uhren- und Feinwerktechnik der gleichnamigen Forschungsgesellschaft, deren Geschäftsführer er lange Zeit war. Im Jahr 1981 hat er sich aus der aktiven Arbeit zurückgezogen.
Die Leistungen Günther Glasers können hier nur kurz gewürdigt werden. In seine Zeit bei Junghans fiel der große Technologiewandel in der Uhrentechnik von der mechanischen zur elektronisch gesteuerten Uhr. Die Zeichen der Zeit rechtzeitig erkennend, hat er die Uhrenentwicklung in seiner Firma in die neue Richtung vorangetrieben. Während seiner Tätigkeit als Leiter des Hochschul- und des Forschungsinstituts sollte die theoretische Uhrentechnik letztmals einen Höhepunkt erleben.
Glasers Arbeiten fanden im In- und Ausland hohe Anerkennung. Mehr als 100 Veröffentlichungen sind Zeugnisse seiner Forschertätigkeit, und zu seinem Lebenswerk zählt zweifelsohne auch das "Lexikon der Uhrentechnik" und vor allem das "Handbuch für Chronometrie und Uhrentechnik". Letzteres konnte er erst zehn Jahre nach seiner Emeritierung abschließen. Als Hochschullehrer begeisterte er seine Studenten mit Experimentalvorlesungen.
Prof. Glaser hatte zwölf Jahre das Amt des Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Chronometrie inne und hat sich sehr für das Verständnis mit den Schwestergesellschaften aus Frankreich und der Schweiz eingesetzt. Günther Glaser wurde vielfach geehrt; so war er unter anderem Ehrenmitglied der Société Suisse de Chronométrie, Ehrenpräsident der Deutschen Gesellschaft für Chronometrie, wurde mit der Jules-Haag Medaille der Société Française de Chronométrie, der Philipp-Matthäus-Hahn Medaille, dem Ehrenrings des VDE und dem Bundesverdienstkreuzes I. Klasse ausgezeichnet. (...)
Nach längerer Krankheit verstarb am 20. Juli 2003 im 92. Lebensjahr Professor Günther Glaser.